Attributed to Ludwig Emil Grimm (Hanau 1790-1863 Kassel) A painter restoring a portrait of a cat (ca. 1840/50)

Ludwig Emil Grimm (1790-1863) zugeschrieben
Ein Maler bei der Restaurierung eines Katzenporträts. Um 1840/50
Feder in Braun über Bleistift
24,9 x 21,6 cm auf hellem Papier
Bez. o. (mit Feder): Eine Zeile der Beschriftung ist abgeschnitten. Darunter:
„Wie Einer einen ziemlich schadhaften
Katzen=Schwanz unter gründlicher Inspection
für 1 ½ Thaler pflichtmäßig renovirt.“
Februar/März 2023: Onno van Seggelen, Rotterdam
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Allgemeine Einschätzung
Das Blatt könnte von Ludwig Emil Grimm sein, es entspricht seinem Humor, den er in Karikaturen seit Beginn seines Schaffens offenbart. Auch stilistisch besteht zu gesicherten Federzeichnungen von Grimm eine große Ähnlichkeit. Im Falle einer Zuschreibung an Grimm würde ich das Blatt aber eher in die 1840er bis 1850er Jahre datieren: die etwas grobe Federschraffur spricht dafür. Auch die Beschriftung des Blattes ist der Handschrift von Ludwig Emil Grimm in späteren Jahren sehr ähnlich. Während er in seinen Briefen und auch seinen Erinnerungen „deutsche Schrift“ verwendet, sind die Kommentare auf seinen Zeichnungen – besonders in den 40er und 50er Jahren –wie im vorliegenden Fall in „lateinischer Schrift“ geschrieben.


Beschreibung
Ein Maler, der in im verlorenen Profil nach rechts - als „Kniestück“ - zu sehen ist, sitzt auf einem Biedermeierstuhl und ist damit beschäftigt, den Schwanz eines Katzenporträts zu malen bzw. zu „renovieren“ – wie die Beischrift sagt. Das Bildnis zeigt eine nach rechts gewandte Katze in dem Augenblick, als sie gerade eine Maus gefangen hat: mit den Krallen der rechten Vorderpfote drückt sie ihre Beute zu Boden, hebt dabei die linke Vorderpfote und schaut aus dem Bild heraus. Das Bild steht auf einer nur ausschnitthaft wiedergegebenen Staffelei unmittelbar vor dem Maler. Es hat oben rechts eine Nummerierung: „Cl. IX N n° 7“.

Der Maler ist vollkommen auf seine Arbeit konzentriert, wobei er seinen Kopf leicht zur Seite geneigt hat. Die Koteletten, die markante Nase, der Oberlippenbart sowie das nach vorn gekämmte kurze Haar machen zusammen eine interessante Physiognomie aus. Er ist mit einem eng anliegenden Rock bekleidet, der unterhalb der Taille in schweren Falten über die Knie herabfällt. Beim Malen findet die rechte Hand des Künstlers, mit der er den Pinsel führt, den nötigen Halt an einem Malstock, der am oberen Rand des Bildes abgestützt ist. Mit der linken Hand hält der Maler-Restaurator die Palette.

Besonders originell ist, dass ein kritischer Zuschauer am linken Bildrand sichtbar wird: Der Beobachter mit Brille und etwas skeptisch verzogener Mund-Kinn-Partie ist nur ausschnitthaft wiedergegeben und erinnert ein wenig an das berühmte Blatt der Wiener Albertina von Pieter Brueghel d.Ä.: Maler und Kenner (um 1566).

Schreibt man das Blatt Ludwig Emil Grim zu, kann es sich bei dem Dargestellten allerdings nicht um ein Selbstbildnis handeln. Vergleicht man es mit einem Bildnis von 1847, das Grimms Schüler L. Linck 1847 von ihm gemacht hat (Repro aus Wilhelm Praesent: Ludwig Emil Grimm. Ein deutsches Bilderbuch. Kassel (Bärenreiter) um o.J. [um 1940]), so fallen die Unterschiede sofort ins Auge. Auch wenn es sich dabei um ein en face-Bildnis handelt, in der Karikatur dagegen um ein „verlorenes Profil“, wird doch klar, dass es sich um eine andere Person handeln muss. Besonders in der Nasenpartie und dem kurzen, nach vorn gekämmten Haar, sowie den Kotletten unterscheidet sich das Bildnis der Karikatur von Grimms Aussehen. Welcher Maler dargestellt sein könnte, ist mir leider unbekannt.

Unter Grimms Karikaturen aus der späteren Schaffensperiode gibt es eine mit der Überschrift: „Berühmte Katzenjagd“ (1849) (Kassel, MHK, Graphische Sammlung GS II 4998. - WV 1990, Band 2, S. 319, K 144), die man mit diesem Katzenporträt assoziieren möchte. Hier ließe sich ohne weiteres ein humoristischer Zusammenhang herstellen. Dass es im Hause Grimm eine Katze gab, ist auch aus anderen Skizzen ersichtlich (z.B. „Sprachverwirrung …“ Grimm Sammlung der Stadt Kassel HZ 356 vom 9. November 1851, WV 1990, Band 2, S. 327/28, K170.).

WV bedeutet: Werkverzeichnis von
Ingrid Koszinowski und Vera Leuschner: Ludwig Emil Grimm (1790-1863). Zeichnungen und Gemälde. 2 Bände. Marburg 1990. 2 Vergleichsabbildungen
 

Text von Dr. Vera Leuschner. 02.03.2023


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